Die Ölmärkte starten aktuell etwas stabiler in den Handel zur Wochenmitte, nachdem es gestern einmal mehr zu hohen Preisabschlägen bei den beiden wichtigsten Referenzsorten Brent und WTI gekommen war. Zwar hatte die OPEC ihre Schätzung für das Wachstum der Ölnachfrage den zweiten Monat in Folge nach unten korrigiert, doch war diese Anpassung doch eher äußerst moderat ausgefallen.
Die heftige Reaktion auf den Bericht der OPEC spiegelt die Verunsicherung an den Rohstoffmärkten im Hinblick auf die wich zukünftig entwickelnde Situation von Angebot und Nachfrage im Rohölsektor wider.
Elektromobilität ist keine Einbahnstraße
Dabei wird die Sorge um die Ölnachfrage wird vor allem durch die Entwicklung im Verkehrsbereich angefacht. Nachdem in den vergangenen Jahren der Trend weg von den klassischen Verbrennermotoren, hin zu Elektromotoren eine ausgemachte Sache schien, werden in dieser Phase der Transformation nun erste Bremsspuren erkennbar.
US-Amerikaner sehen E-Autos zunehmend skeptisch
So ist die Zahl der Menschen in den USA, die bereit wären, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, seit dem letzten Jahr um 14 % gesunken. Einer jährlich erstellten Studie der Beratungsgesellschaft EY zufolge, streben nur 34 % der befragten Amerikaner, die in den nächsten 24 Monaten einen Autokauf planen, den Kauf eines Elektroautos an. Das ist ein Rückgang gegenüber 48 % in der letztjährigen Umfrage.
Seit 2020 war zuvor von Jahr zu Jahr ein deutlicher Anstieg des Kaufinteresses von Elektroautos verzeichnet worden. Dass es in diesem Jahr zum ersten Mal zu einem Rückgang der Nachfrage kam, liegt nach Ansicht der Initiatoren der Studie an den Sorgen in Bezug auf die Langlebigkeit der Batterien und die Verfügbarkeit von Ladegeräten.
Sorge vor teuren Batterieschäden
Elektroautos werden seit langem als langfristig billiger beworben, da sie aufgrund der geringeren Anzahl beweglicher Teile in einem Elektromotor weniger Wartung benötigen. Die immer häufigeren Berichte über Batterieschäden, die einen kostspieligen Austausch erforderlich machen, werden von US-Verbrauchern besonders kritisch verfolgt.
Die Sorge vor hohen Kosten stellt in der diesjährigen Studie das größte Hindernis für den Kauf eines Elektroautos dar und überholt damit zum ersten Mal den ins Feld geführten Mangel an Ladestationen.
Wegen E-Fahrzeugen: Kraftstoffnachfrage in China rückläufig
Während in der weltweit größten Volkswirtschaft der Weg zur Elektromobilität holprig zu werden scheint, leidet in China bereits das Wachstum der Benzin- und Dieselnachfrage aufgrund der Elektrifizierung des Verkehrs und des verstärkten Einsatzes von Flüssigerdgas (LNG).
Die allmähliche Verlagerung des Verkehrs auf Elektrofahrzeuge und LNG-Lkw könnte nach Ansicht von Analysten einen Teil der Nachfrage nach Kraftstoff für den Straßenverkehr im Reich der Mitte dauerhaft einbrechen lassen.
Experten: Benzinnachfrage könnte bereits 2024 Höhepunkt erreichen
Chinas Umstellung auf Elektrofahrzeuge wird nach Einschätzung von Experten dazu führen, dass die inländische Benzinnachfrage entweder dieses oder nächstes Jahr ihren Höhepunkt erreicht.
Die Forschungsabteilung der China National Petroleum Corporation (CNPC) prognostizierte jüngst, dass die Nachfrage nach Erdölprodukten in China bereits in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen könnte. Die Prognose basiert auf der Erwartung, dass die Energiewende weiter an Fahrt gewinnt und die Nachfrage nach Erdölprodukten kein Wachstum mehr verzeichnet.
Da China als Schlüsselfaktor für den weltweiten Energie- und Ölverbrauch gilt, dürfte diese Entwicklung mittel- und langfristig zu weiteren Verwerfungen im Hinblick auf die Ausgewogenheit von Nachfrage und Angebot an den Rohölmärkten führen.
Heizölpreise mit deutlichen Abschlägen
Angesichts von Preisabschlägen im frühen Handel für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, brauchen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal -1,40 Euro bis -2,00 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Dienstag.
Source: Futures-Services