Die Ölpreise beendeten gestern einen äußerst schwankungsfreudigen Handelstag im Minus. Die globale Referenzsorte Brent gab um 1,3% nach, nachdem sie im Verlauf des Mittwochs zeitweise um 4% nach unten gerutscht war. Die amerikanische Sorte WTI verringerte einen zwischenzeitlichen Verlust von 5% bis zum Handelsende auf ein Minus von nur noch 1,2%.
US-Ölvorräte steigen kräftig an
Der Handel war zur Wochenmitte von zwei Meldungen geprägt. So hatte das Energieministerium der Vereinigten Staaten (Department of Energy) am frühen Abend für die Woche vom 17. November einen Bestandszuwachs von 8,7 Millionen Barrel Rohöl gemeldet, nachdem Analysten im Vorfeld mit einem Lageraufbau von lediglich 1,16 Millionen Barrel gerechnet. Am Dienstag hatten die Daten des American Petroleum Institute (API) einen starken Anstieg der US-Rohölvorräte in ähnlicher Größenordnung gezeigt.
OPEC verschiebt anstehende Sitzung überraschend um fünf Tage
Bereits am Nachmittag war zuvor das Gerücht über die Agenturen verbreitet worden, dass die OPEC und ihre Verbündeten das anstehende Ministertreffen, bei dem sie über eine Kürzung der Ölproduktion beraten sollten, vom 25. auf den 30. November verschieben. Dies führte zu Spekulationen am Rohölmarkt, dass die Erzeuger ihre Produktion weniger stark kürzen könnten als zuvor angenommen. Laut Aussagen aus dem Umfeld der OPEC konnten sich die Produzenten vor dem ursprünglich für dieses Wochenende anberaumten Treffens nur schwer auf die Fördermengen und damit auf mögliche Kürzungen einigen.
Als im weiteren Verlauf des Nachmittags bekannt wurde, dass die Verschiebung mit den Forderungen der drei kleineren afrikanischen Ländern Angola, Kongo und Nigeria einhergeht, die höhere Lieferquoten für sich beanspruchen, erholten sich die Ölpreise an den Rohölmärkten deutlich.
„Ölprinz“: Das hohe Ölangebot ist das Problem
Gestern hatte Pierre Andurand, einer der profiliertesten Rohstoffspekulanten und am Markt als „Ölprinz“ bekannt, in einem Interview darauf hingewiesen, dass die Märkte derzeit fein ausbalanciert sind und es weder ein massives Über- noch ein Unterangebot gibt. „Das Nachfragewachstum ist sehr stark. Das Angebot ist das Problem. Es gibt viel mehr Angebot als erwartet“, fügte Andurand hinzu, und dass die OPEC+ möglicherweise ihre Produktionskürzungen ausweiten müsse.
US-Investmentbanken: Zusätzliche Kürzungen wenig wahrscheinlich
Eine zusätzliche, kollektive Kürzung durch das Erdöl-Kartell würde die Preise um einige Dollar nach oben treiben, warnten in diesem Zusammenhang die Analysten von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie wiesen allerdings auch darauf hin, dass ein solches Ergebnis nicht ihr Basisszenario sei. Auch deren Kollegen vom Bankhaus Morgan Stanley halten eine Verschärfung der Angebotsbeschränkungen im aktuellen Stadium für unwahrscheinlich. Die Citigroup wiederum schätzt die Chancen für eine weitere Kürzung auf 20 Prozent.
Bei den Inlandspreisen ergeben sich heute im Vergleich zu Dienstagmorgen Preisabschläge, die allerdings vergleichsweise moderat ausfallen. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa –0,60 bis -1,20 Euro weniger als noch zur Wochenmitte.
Source: Futures-Services